Geduld der Aktionäre der Deutschen Bank am Ende?

Während sich bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank die Investoren und Aktionäre die Lobeshymnen der Vorstände Anshu Jain und Jürgen Fitschen über den planmäßigen Umbau anhören durften, protestierten Blockupy-Aktivisten zeitgleich in der Frankfurter Festhalle gegen Rüstungsgeschäfte und Landraub durch das größte deutsche Bankhaus.

Auf der Hauptversammlung der Anteilseigner der Deutschen Bank war eine gereizte Stimmung zu bemerken, der Bankvorstand bekam offen die Wut der Anlieger zu spüren. 

Auch wenn Anshu Jain und Jürgen Fitschen mit dem Anpreisen der Fortschritte beim größten deutschen Geldhaus nicht müde wurden, hat sich inzwischen große Unzufriedenheit unter den Anlegern ausgebreitet.

Grund der harschen Kritik sind die hohen Kosten für vergangene, laufende und wohl auch kommende Rechtsstreitigkeiten, die starke Abhängigkeit vom unkalkulierbaren Investmentbanking, der überraschend hohen Kapitalerhöhung und vor allem die Anhebung der Boni-Grenze auf das Doppelte des Fixgehalts der Manager.

Ein Thema der vielen internen Unstimmigkeiten und der gesteigerten Aufmerksamkeit der Beobachter und Medien ist die Übernahme der Postbank. Hier soll die Deutsche Bank ihren Kleinaktionären zu wenig für ihre Aktien gezahlt haben.
Als Postbank-Minderheitsaktionär hatte die Verlagsgesellschaft Effecten Spiegel im Zuge der Übernahme durch die Deutsche Bank 25 Euro pro Aktie bekommen, während die Deutsche Post als Hauptaktionär im Vorjahr fast das Doppelte kassiert hat.
Allerdings wird es noch eine Weile dauern, bis der Bundesgerichtshof sein Urteil in dieser Angelegenheit verkünden wird.
Ein weiterer Punkt der Kritik der Anleger sind die Preistreibereien im globalen Agrarbereich. Nach Aussage des Vorstands will sich die Deutsche Bank in Zukunft nicht mehr an Spekulationen mit Lebensmitteln beteiligen. Spontaner aber mäßiger Applaus war die Reaktion in der Festhalle Frankfurt.
Das Zocken auf kurzfristige Preistrends bei Agrar-Rohstoffen treibt die Notierungen der Lebensmittel ständig weiter nach oben und kann zu Hungersnöten in Teilen der Welt führen.
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch begrüßte den Schritt der Deutschen Bank, wenn ihr auch dieser Ausstieg nicht weit genug geht.
Konsequenter wäre jetzt ein Komplett-Ausstieg aus den Agrar- und Öl-Spekulationen, nicht nur ein bisschen Kosmetik am Portfolio, so ein Sprecher von Foodwatch.

Die Rechtsrisiken und die damit verbundenen Kosten sowie der immense Imageschaden beunruhigen derzeit die Mehrzahl der Anteilsinhaber bei der Deutschen Bank.
Klaus Nieding, der Vizepräsident der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz, brachte es auf den Punkt:

Die Deutsche Bank ist eine Rechtsabteilung mit angeschlossenem Bankgeschäft…

Kein Wunder, denn die Kosten für Rechtsstreitigkeiten fressen inzwischen mehr als die Hälfte des Betriebsergebnisses auf.

Anshu Jain und Jürgen Fitschen von der Deutschen Bank müssen also weiterhin vor allem um Geduld und Vertrauen werben, wenn sie ihre Anleger und Investoren bei der Stange halten wollen.

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